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Brauen Sie Ihr Wasser, bevor Sie Ihr Bier brauen!

Brauen Sie Ihr Wasser, bevor Sie Ihr Bier brauen!

Wasser ist nicht nur der alltäglichste Inhaltsstoff im Bier, sonder auch der wichtigste. Sollten Sie auch das beste Getreide, Hopfen oder die besten Hefe auf der Welt haben, all dies nützt nichts, wenn Sie schlechtes Wasser verwenden.

Der Mineraliengehalt im Bier ist seit je her äußerst wichtig. Bierbrauer wissen schon seit Jahrhunderten, dass man gutes Wasser braucht, um gutes Bier zu brauen. Deshalb haben Bierbrauer ihre Brauereien auch immer versucht an den besten Wasserquellen zu errichten. Terroir (aus dem Französischen für den Geschmack, den etwas durch die Nähe zu einem bestimmten Stück Land bekommt) ist ein Konzept des Standortes: was man so verstehen muss, dass der Ort, wo ein Produkt hergestellt wird, auch seinen Geschmack maßgeblich beeinflussen wird. Wenn auch Bier mit dem ansässigen Wasser hergestellt wird, erhält es genauso wie Wein oder Whisky eine ganz individuelle Note dadurch. Somit trägt Wasser im hohen Maße zur Signatur oder Marke des Brauers oder des Bieres bei.

Die Geschickte zweier klassischer Englischer Bierstädte

Die zwei bekanntesten Bierstädte in England sind Burton-upon-Trent und London. Historisch gesehen haben beide Städte eine sehr ähnliche Braulandschaft. Beide Städte sind nur etwa 200 km von einander entfernt, somit ist der Hopfen, Getreide und sogar die Hefen vergleichsweise ähnlich, jedoch haben Sie sehr unterschiedliche Wasserprofile. Wenn wir uns Burton-upon-Trent (Abbildung Nr. 1) anschauen, dann ist dies seit 1800 eine Braumetropole in England dank seines individuellen Wassers. In Burton-upon-Trent kommt das Wasser aus untertage und wird ganz natürlich durch Gips gefiltert und nimmt somit eine hohe Menge an Kalziumsulfat (Abbildung Nr. 2) auf. Wasser mit einem hohen Anteil von Kalziumsulfat ist als permanent hartes Wasser bekannt, da abkochen der Mineralienanteil nicht entfernt wird. Solches Wasser betont vor allem die Bitterkeit des Hopfens. Genau deswegen ist auch Burton-upon-Trent schnell für seine hellen Biere bekannt geworden. Diese Biere wurden sogar so legendär, dass es für englische Brauer üblich war vom Burtonizing ihres Wassers zu sprechen - das hinzufügen von Kalziumsulfat ins Wasser, nur um das Wasser aus Burton-upon-Trent nachzuahmen.

Bass Brewery

Abbildung Nr. 1

Dagegen ist London bekannt als Geburtsort des Porters, des dunklen Bieres, wurde auch zur Entwicklung des Stouts geführt. Die geologische Beschaffenheit Londons hat mehr Kalkstein, womit das Wasser eine höhere Konzentration von Kalziumkarbonat enthält. Wasser mit hohem Anteil von Kalziumkarbonat ist als temporäre Härte bekannt, da das Abkochen das Kalziumkarbonat abscheidet.

Kalziumkarbonat trägt zur Alkalinität (Karbonathärte) bei, was die Fähigkeit Säuren, die den pH-Gehalt beeinflussen, zu neutralisieren fördert. Dunkel geröstetes Malz ist an sich schon säurehaltig, somit benötigt man einen entsprechenden Anteil an Alkalinität um dunkles Bier herzustellen. Genau deswegen ist London für seine Porter und dunklen Biere bekannt, ganz im Gegensatz zu Burton-upon-Trent, das sich mit seinen hellen Bieren einen Ruf gemacht hat. Zwei verschiedene Wasserprofile - zwei ganz verschiedene Biere.

Andere berühmte Städte wie zum Beispiel Pilsen in Tschechien haben ein ungewöhnlich weiches Wasser, das dazu beiträgt, den goldenen Standard des Pilsner Biers zu schaffen.

 

Herausforderungen die das städtische Wasser bringt

Für Bierbrauer, die das städtische Wasser benutzen, spielt Wasseraufbereitung eine entscheidende Rolle. Beim filtern von Verunreinigungen werden auch Mineralien ausgefiltert, die Brauer eigentlich gerne in ihrem Wasser sehen würden. Falls bei der Aufbereitung Chemikalien ins Wasser hinzugefügt werden, wie zum Beispiel Chlor um Mikroben abzutöten, muss man Eingreifen um einen neutralen Geschmack beim Brauen zu erreichen.

Die Aufbereitung des Wassers hängt auch eng damit zusammen, wie die Qualität des Wassers ist, bevor dieses in die Stadtwerke kommt. Trinkwasser muss vorgegebene Gesundheitsstandards erfüllen, somit muss das Wasser rein sein, bevor es in die öffentliche Wasserversorgung kommt. Auch desto sauberer ist das Quellwasser, umso weniger Behandlung erfordert dieses in der örtlichen Wasseraufbereitung. Weniger Behandlung bedeutet auch für Brauereien, dass sie auch weniger Aufwand haben müssen, um das Wasser braubereit zu machen.

Name

Kalzium (mg/l)

Magnesium (mg/l)

Natirum (mg/l)

Sulfat (mg/l)

Chlorid (mg/l)

Alkalinität (Karbonathärte)

Antwerpen, Belgien

90

11

37

84

57

76

Burton-upon-Trent, Vereinigtes Königreich

295

45

55

725

25

300

Dortmund, Deutschland

250

25

70

280

100

550

Dublin, Irland

115

4

12

55

19

200

Edinburgh, Vereinigtes Königreich

120

25

55

140

20

225

London, Vereinigtes Königreich

52

16

99

77

60

156

Los Angeles (Ost), USA

63

22

84

151

99

0

Los Angeles (West), USA

32

14

68

75

85

105

München, Deutschland

75

20

10

10

2

200

New York, USA

13

4

11

12

21

29

Pilsen, Tschechische Republik

7

2

2

5

5

15

Wien, Österreich

200

60

8

125

12

120

Tabelle Nr. 1
Quelle: www.beersmith.com

Reproduktion des Bierwassers

Brauer können den Geschmack verschiedener Biere, wie auch zum Beispiel der hier aufgelisteten, reproduzieren, in dem sie eine ähnliche Wasserquelle finden, oder reines und neutral schmeckendes Wasser mit Salzen und Mineralien versehen, um dem charakteristischen Geschmack des Originals nachzukommen. Wie reproduziert man Wasser? Was sind die wichtigsten Aspekte eines Bierwassers, die den Unterschied ausmachen können?

Wasser wirkt sich auf das Bier in drei Wegen aus. Die Wasserionen sind entscheidend im Maischeprozess, wobei die Wasserbeschaffenheit die Läuterfähigkeit und den Geschmack der erhaltenen Bierwürze beeinflusst. Wasser beeinflusst auch die Bitterkeit und Ausschöpfung des Hopfens im fertigen Bier. Letztendlich fügt Wasser auch dem Bier direkt selbst eine Geschmacksnote hinzu, da Wasser ja der grösste Inhaltsstoff im fertigen Bier ist.

Der Einfluss des Brauwassers auf das Bier wird von den folgenden Wasserionen charakterisiert: Karbonat, Natrium, Chlorid, Sulfat, Kalzium und Magnesium.

Bei den örtlichen Wasserwerken kann man ein Wasserprofil über den Mineraliengehalt des Wassers anfordern.

Karbonat und Bikarbonat (CO3 und HCO3)

Karbonat wird als das wichtigste Ion im Malz brauen angesehen. Karbonat (oder Bikarbonat), als "Gesamtalkalität" auf den meisten Berichten angegeben, bestimmt den Säuregehalt der Maische. Es ist auch der Hauptfaktor bei der Bestimmung der "temporären Härte" des Wassers. Sollte der Karbonatgehalt zu gering sein, wird die Maische zu säurehaltig sein, vor allem wenn man dunkleres Malz benutzt (welche mehr säurehaltig sind). Sollte der Karbonatgehalt zu hoch sein, wird die Läuterfähigkeit der Maische geleidet. Empfohlene Werte liegen zwischen 25 und 50 mg/l für helle Biere und 100 bis 300 mg/l für dunkle Biere. Es ist zu beachten, dass man den Gehalt von Bikarbonaten und der temporären Härte mit Vorkochen des Wassers veringern kann, wobei nach dem Kochen vor allem die Bikarbonate abgeschieden werden.

 

Natrium (Na)

Natrium trägt zum kräftigen Mundgefühl des Biers bei, führt aber zu salzigem Meereswasser-Geschmack, fällt der Gehalt zu hoch ist. Hoher Natriumgehalt ensteht oft durch herkömmliche Wasserenthärtungsmittel, weshalb die meisten Brauer abraten im enthärteten Wasser zu maischen. Ein üblicher Natriumgehalt liegt zwischen 10 und 70 mg/l, ein Gehalt bis zu zu 150 mg/l kann die Volle des Bieres anreichern, jedoch ist ein Natriumgehalt über 200 mg/l schon unerwünscht.

Chlorid (Cl)

Genau wie Natrium, verstärktes Chlorid in kleinen Mengen das Mundgefühl und die Komplexität des Bieres. Chlor wird oft in der städtischen Wasseraufbereitung verwendet und kann auch hohe Konzentrationen durch das Verwenden von Bleiche als Desinfektionsmittel erreichen. Stark gechlortes Wasser ruft einen medizinischen und chlorähnlichen Geschmack im fertigen Bier hervor. Übliche Werte für das Brauen sollten unter 150 mg/l liegen und sollten niemals 200 mg/l überschreiten. Sollte man stark gechlortes Wasser haben, kann man den Chlorgehalt mit einem Aktivkohle-Filter oder durch Vorkochen für 20 bis 30 Minuten verringern.

Sulfat (SO4)

Sulfat spielt eine entscheidende Rolle im hervorheben des Hopfens und fügt ein trockene, süffige Note hopfigen Bieren hinzu. Es spielt aber auch eine Rolle beim Reduzieren des pH-Wertes der Maische, der Effekt ist aber viel geringer als der von Karbonaten, da Sulfat nur gering alkalisch ist. Hohe Werte von Sulfat erzeugen eine adstringierende Wirkung und sind unerwünscht. Übliche Werte liegen zwischen 10 und 50 mg/l für Pilsner und helle Biere, und zwischen 30 und 70 mg/l für die meisten anderen Biere. Ein Sulfatgehalt von 100 bis 130 mh/l wird in Wien und Dortmund verwendet um den bitteren Geschmack des Bieres hervorzuheben, und helle Biere aus Burton-upon-Trent haben sogar einen Gehalt von bis zu zu 500 mg/l oder sogar 800 mg/l.

Kalziumsulfat

Abbildung Nr. 2

Calcium (Ca)

Calcium ist die Hauption zur Bestimmung der "permanenten Härte" des Wassers. Calcium spielt eine mehrfache Rolle im Brauprozess, einschließlich der Verringerung des pH-Wertes beim Maischen, der Ausfälle von Proteinen während dem Kochen, Verbesserung der Bierstabilität und ist letztendlich auch ein wichtiger Nährstoff für die Hefe. Ein Kalziumgehalt im 100 mg/l Bereich sollte ich sehr wünschenswert und Zusätze sollten in Betracht gezogen werden, fällt der Calciumgehalt unter 50 mg/l liegt. Ein Calciumwert zwischen 50 und 150 mg/l ist beim Brauen bevorzugt.

Magnesium (Mg)

Magnesium ist ein wichtiger Nährstoff für die Hefe fällt es in kleinen Mengen verwendet wird. Genau wie Kalzium, trägt es zur Wasserhärte bei, jedoch ist dies nur eine sekundäre Rolle von Magnesium. Werte zwischen 10 und 30 mg/l sind wünschenswert, hauptsächlich zur Unterstützung des Hefeprozesses. Werte über 30 mg/l ergeben einen trockenen, adstringierenden und bitter-sauren Geschmack im Bier.

Sie können einen Bericht über ihr Wasser von der Stadtverwaltung oder der Wasserversorgung erhalten. Des Weiteren haben ansässige Brauvereine oftmals Berichte über das örtliche Wasser bereits zusammengestellt. Im Wasserbericht sollte man auf die sechs wichtigsten Ionen, die hier beschrieben wurden, achten. Man sollte auch beachten, dass die örtliche Wasserversorgung ihre Systeme periodisch (oft im Frühling) mit stark chlorhaltigem Wasser spülen, was zu sonderlichen Brauresultaten führen kann, falls man nicht über diese Spülungen informiert ist.

Magnesiumsulfat

Abbildung Nr. 3

Wasser anpassen

Verschiedene Biere benötigen verschiedene Wasserprofile. Oftmals wird ein konkretes Bier mit dem Wasserprofil der Stadt assoziiert aus der es herkommt. Für eine Auflistung von Wasserprofile von verschiedenen Braustädten aus aller Welt schauen Sie sich die Tabelle Nr. 1 an. Sollten Sie ein konkretes Profil im Sinn haben, können Sie Ihr Wasser auch selber entsprechend anpassen.

Sollten manche Ionenwerte in ihrem Wasser zu hoch sein, können Sie dieses mit destilliertem Wasser verdünnen. Entsprechend können Sie Zusatzstoffe verwenden um den Gehalt anderer Hauptionen zu erhöhen. Verbreitete Zusätze sind Kochsalz (NaCl), Gips (CaSO4), Kalziumchlorid (CaCl), Epsomsalz (MgSO4) (Abbildung Nr. 3), Natriumbikarbonat (NaHCO3) und Kalk (CaCO3).

Leider resultieren nicht alle Zusätze in einer direkten Anzahl von Ionen im Wasserprofil, weshalb man ein Gerät zum Wassertesten benötigt, um zu sehen, ob die gewünschten Werte des Wasserprofils erreicht wurden. Wateriga bietet das Smart Brew™ Kit (hergestellt in den USA) an, welches alle wichtigen Wasserparameter, die auch hier beschrieben wurden, mittels einfacher Zweiweg-Kommunikation mit einem Smart Gerät über Bluetooth testen kann. Für nur 368 EUR inkl. MwSt. (Abbildung Nr. 4). Besuchen Sie eXact® iDip® Smart Brew Starter Kitum mehr Informationen über weitere Wassertest-Sets zu erhalten.

eXact iDip Smart Brew Kit

Abbildung Nr. 4

Rein, rein, rein

In einer Welt, in der alles so sehr gereinigt, gefiltert und sterilisiert wird, ob in der Wein-, Bier- oder Lebensmittelherstellung, sind es die Handwerksbrauer und natürlichen Winzer diejenigen, die den echten Geschmack zurückbringen. Da es im Leben ums Genießen geht, lasst uns alle ein herrlich gebrautes Bier genießen, wo der Brauer sich die Mühe machte hat die wichtigste Zutat, nämlich das Wasser, genau richtig hinzubekommen!

 

 

 Brauwelt

 

 

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